Die moderne Medizin, wie wir sie heute kennen und schätzen, hat es nicht immer gegeben. Einen Blick in die Medizingeschichte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlaubt das Buch der promovierten Medizinhistorikerin Lindsey Fitzharris. So wird z.B. von dem Londoner Chirurgieprofessor Robert Liston erzählt, der für seine Schnelligkeit und rohe Gewalt bekannt war, wenn er ohne Betäubung Beinamputationen und Brustentfernungen bei vollem Bewusstsein der Patienten durchführte. Der Hintergrund war einfach: die Narkose war noch nicht erfunden und nur eine sehr schnelle Operation gab dem Patienten eine kleine Chance den Eingriff zu überleben. So dauerte eine vollständige Beinamputation im Besten Fall weniger als 30 Sekunden. In diesen Zeiten war eine Operation immer ein großes Spektakel, dass viele Zuschauer in den Operationsraum führte.
Aber auch auf die hygienischen Verhältnisse geht die Autorin ein. So arbeiteten die Ärzte in ihrer Straßenkleidung und achteten auch nicht auf Hygiene. Es kam vor, dass ein Arzt eine Leiche bearbeitete und dann im Anschluss, ohne angemessene Reinigung seiner Hände, sich seinem Frühstücksbrot widmete. In der Folge erkrankten und verstarben viele Ärzte ebenfalls recht früh.
Das Buch handelt aber nicht nur von erschreckenden Behandlungsmethoden und -praktiken, die heutzutage undenkbar wären. Im Zentrum des Buches steht der berühmte Joseph Lister (1827 – 1912), der ebenfalls Chirurg war und sein Augenmerk auf die Ursachen der immens hohen Sterblichkeit in den Krankenhäusern und die völlige Missachtung jeglicher Hygiene legte. Er wollte die Zustände in den Krankenhäusern unbedingt verbessern. In der Folge führte er Desinfektionsmaßnahmen ein und rettete durch seine progressiven Ideen und Maßnahmen sicherlich Tausenden Menschen das Leben.
Alles in allem ist das Buch sehr lesenswert und jeder Mensch, der einmal mit einer Operation konfrontiert ist wird froh sein, dass er in der heutigen Zeit lebt und auf den modernen medizinischen Standard zurückgreifen kann.
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